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14. Apr. 2025 • 2 Min. Lesezeit

Cyberangriffe auf Produktionsnetzwerke: Warum Industrieunternehmen jetzt handeln müssen
Produktionsstillstand durch Cyberangriffe – eine unterschätzte Gefahr
Ein Produktionsstopp aufgrund von Cyberangriffen ist für viele Industrieunternehmen eine unterschätzte, aber realistische Gefahr. Cyberkriminelle haben in den letzten Jahren verstärkt OT-Security und IoT-Umgebungen ins Visier genommen. Diese Angriffe zielen darauf ab, Maschinen zu sabotieren, Produktionsprozesse zu manipulieren oder Daten zu verschlüsseln – mit potenziell katastrophalen Folgen für den Betrieb. Besonders betroffen sind Unternehmen, die über veraltete Netzwerke oder mangelnde Sicherheitsvorkehrungen verfügen.
Warum Produktionsnetzwerke besonders gefährdet sind
Produktionsnetzwerke (Operational Technology, OT) unterscheiden sich erheblich von klassischen IT-Systemen. Während IT-Security regelmäßig mit modernen Sicherheitslösungen wie Firewalls, Antivirensoftware und regelmäßigen Updates geschützt wird, laufen viele industrielle Steuerungssysteme (wie SCADA und SPS) über Jahre hinweg ohne Sicherheitsupdates. Diese Systeme sind dadurch besonders anfällig für Angriffe.
Zu den häufigsten Schwachstellen zählen:
- Veraltete Steuerungssysteme: Viele Maschinen und Systeme laufen noch mit älteren Technologien und haben keine integrierten Sicherheitsmechanismen.
- Fehlende Netzwerksegmentierung: Ohne eine klare Trennung zwischen IT-OT-Security können Angreifer sich ungehindert vom Büro-Netzwerk ins Produktionsnetzwerk ausbreiten.
- Unkontrollierte Fernzugriffe: Maschinenhersteller und Wartungsteams haben oft ungesicherte Zugangsmöglichkeiten, die von Hackern ausgenutzt werden können.
- Mangelndes Monitoring: Ohne eine Echtzeit-Überwachung bleiben Angriffe in vielen Fällen unentdeckt, sodass sie über längere Zeit ungehindert fortgesetzt werden können.
Ransomware und Industriespionage: Eine zunehmende Bedrohung
Ransomware-Angriffe, bei denen Angreifer IT- und OT-Daten verschlüsseln, sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Besonders gefährlich ist dabei, dass solche Angriffe nicht nur IT-Daten betreffen, sondern gezielt auch Maschinensteuerungen blockieren, Sensoren manipulieren und ganze Produktionslinien lahmlegen können.
Beispiele für bekannte Angriffe:
- Colonial Pipeline (2021): Ein Ransomware-Angriff auf eine Öl-Pipeline führte zu einem wochenlangen Produktionsstopp.
- Norsk Hydro (2019): Ein Angriff auf das Produktionsnetzwerk eines Aluminiumherstellers verursachte Schäden in Höhe von 70 Millionen Euro.
- JBS Foods (2021): Ein Hackerangriff auf den größten Fleischproduzenten der Welt führte zu globalen Produktionsausfällen.
Schutzmaßnahmen für Industrieunternehmen
Industrieunternehmen müssen dringend handeln, um ihre Produktionsnetzwerke zu schützen. Die Lösung liegt in einer Kombination aus moderner Technologie, Prozesskontrollen und Netzwerksegmentierung.
Wichtige Maßnahmen:
- Klare Trennung von IT- & OT-Netzwerken: Unternehmen sollten Next-Gen-Firewalls (z. B. Forcepoint) einsetzen, um die IT-OT-Security voneinander zu trennen und somit die Ausbreitung eines Angriffs zu verhindern.
- Zugriffskontrolle & Identitätsmanagement (IAM): Mit einem Identity & Access Management (IAM) (z. B. Keycloak) lässt sich sicherstellen, dass nur autorisierte Personen Zugriff auf kritische Systeme haben. Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) sollte dabei obligatorisch sein.
- Echtzeit-Sicherheitsüberwachung mit SIEM & IDS: Moderne SIEM-Systeme (z. B. Wazuh) und Intrusion Detection Systeme (IDS) (z. B. Snort) helfen, verdächtige Aktivitäten in Echtzeit zu erfassen und frühzeitig auf potenzielle Angriffe zu reagieren.
- Regelmäßige Updates & Security Audits: Um Angriffe zu verhindern, sollten Unternehmen regelmäßig Penetrationstests durchführen und sicherstellen, dass alle Steuerungssysteme auf dem neuesten Stand sind.
- Compliance mit NIS2 & IEC 62443 sicherstellen: Die EU-Vorgaben für Cybersecurity werden strenger. Unternehmen müssen nachweisen, dass ihre Produktionsinfrastruktur ausreichend abgesichert ist. Ein Industrial Security Dashboard kann helfen, diese Anforderungen zu erfüllen.
Fazit: Industrieunternehmen müssen jetzt handeln
Die Bedrohung durch Cyberangriffe auf Produktionsnetzwerke wächst rasant. Ein einziger Vorfall kann Millionen kosten und die Existenz eines Unternehmens gefährden. Industrieunternehmen müssen dringend ihre Sicherheitsstrategien anpassen, indem sie Netzwerke segmentieren, Fernzugriffe sichern und Bedrohungen in Echtzeit überwachen.
Industrie 4.0 benötigt eine neue Sicherheitsstrategie, die moderne Technologien und kontinuierliche Überwachung umfasst. Nur so können Unternehmen ihre Produktionssysteme zuverlässig vor den wachsenden Cyberbedrohungen schützen.